Urlaub Südafrika 2010

21.09. – 09.10.2010

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Reisetagebuch

Sehr spontan (zwei Wochen vor Reisebeginn) beschlossen wir, nun doch auch diesen Urlaub für eine richtige (Abenteuer-) Reise zu nutzen. Animiert durch die vergangene WM, ist dieses Mal ein komplett neues Land an der Reihe: Südafrika! Das ist zwar weiter entfernt als die USA, aber es gibt keine Zeitverschiebung. Dazu kommt, dass es da gerade Frühling ist - in den meisten Regionen die ideale Reisezeit.
Nur drei Tage für die komplette Planung und Buchung, das ist absoluter Rekord.

Der Reiseverlauf:

Am Dienstag fliegen wir von Frankfurt nach Johannesburg, von wo es nach nur einem Tag weiter in den Kruger-Nationalpark geht. An Swasiland vorbei geht es an den Indischen Ozean, dem entlang wir nach Kapstadt folgen.
Johannesburg, Pretoria - Kruger NP - Wetland NP (Santa Lucia) - Durban - Wild Coast - Port Elizabeth - Kapstadt - Rückflug (A380) - Zusammenfassung


Neu: Alle Sehenswürdigkeiten in Google Maps!


Südafrika auf einer größeren Karte anzeigen

Wir haben wie immer sehr viele Fotos und Filme gemacht. Die aus unserer Sicht schönsten habe ich hier im „Tagebuch“ verlinkt (natürlich in sehr eingeschränkter Qualität). Teilweise nur als Link im Text, teilweise direkt als Bild. Wenn man auf eines der Bilder klickt, wird es in einem neuen Fenster in verbesserter Qualität angezeigt!

Tagebuch

Di, 21.09.2010
Flug nach Johannesburg
Da ich erst am Montag von einer Dienstreise nach Schweden zurückkomme, ist dies der früheste Reisetermin. Da Hin- und Rückflug Nachtflüge sind, bleibt am Dienstag genug Zeit zum packen. Der Flug ist zwar recht ruhig und es klappt alles gut, aber trotzdem ist das kein Vergnügen. Der Jumbo hat noch die alte Ausstattung mit dicken Sitzen und dementsprechend reduzierter Beinfreiheit. Schon beim einsteigen merke ich, dass das nicht besser ist als auf einer Kurzstreckenmaschine (gestern bin ich noch in einer nagelneuen Maschine geflogen, da war viel mehr Platz). Als dann aber die Fluggäste vor uns die Sitze nach hinten stellen, wird es selbst für Silke eng! So verbringe ich einen Großteil der Nacht stehend.

Mi, 22.09.2010
Johannesburg und Pretoria
Wir kommen pünktlich in Johannesburg an. Da unser Gate noch nicht frei ist und das erst zu spät bemerkt wurde (es gibt im wahrsten Sinne des Wortes kein Zurück mehr), dauert es dann doch fast eine Stunde bis zum aussteigen. Um 11 Uhr sitzen wir dann im Wagen. Zuerst wollen wir kurz durch Johannesburg fahren, dann zum Hotel. Die Fahrt nach Joburg (wie das hier heißt) ist recht stressig. Die Straßen sind gut ausgebaut, aber an manchen Kreuzungen ist die Beschilderung und Anordnung der Ampeln etwas ungewöhnlich. Besonders heftig ist das mit den Bettlern und fliegenden Händlern. An jeder Kreuzung stürzen die sich in den Verkehr und wollen wahlweise Scheiben putzen, Getränke oder Krimskrams verkaufen. Das ist nervig, gefährlich (auch Räuber nähern sich so gern Fahrzeugen) und nervenaufreibend (ausweichen ist manchmal wegen der deftigen Schlaglöcher schwierig)
Das Hotel (immerhin 4-Sterne-Business-Hotel) ist gesichert wie der Hochsicherheitstrakt im Gefängnis - Kameras, Elektrozäune usw.. In Sachen Komfort muss man allerdings etwas Abstriche machen. Es gibt zwar eine Klimaanlage und auch ein Stecker-Adapter wird gerne verliehen, aber das W-LAN will irgendwie nicht und die Zimmer sind für uns eher gewöhnungsbedürftig. Selbst in der Junior-Suite gibt es keine Tür zwischen Bad/Toilette und Schlafraum!
Schon jetzt ist recht offensichtlich, mit welchen krassen Gegensätzen dieses Land zurechtkommen muss. Auf der einen Seite erlebt man immer wieder Luxus auf westlichem Standard. Auf der anderen Seite erlebt man buchstäblich an jeder Ecke die Armut, die viele auch in die Kriminalität treibt. Am Flughafen wurde gleich mal versucht, uns abzuzocken. Als wir mit unseren Koffern den Zoll passiert hatten, wurden wir gleich von einem"Einweiser" (der mit seiner Uniform recht seriös wirkte) in Empfang genommen. Uns wurde ein Gepäckträger zugewiesen, der uns zum Autovermieter führen sollte (was wir eigentlich gar nicht wollten). Ein zweiter gesellte sich gleich dazu. Als wir (nach nur wenigen Metern) ankamen, wollte ich denen das Kleingeld (13 Rand - ca. €1,50) geben. Das war denen natürlich nicht genug. Ich sollte ihnen 100 Rand geben, das sind gut 10 Euro. Das tat ich natürlich nicht, schließlich erhielten sie 40 Rand (knapp €5) - definitiv zu viel, auch wenn uns das nicht wirklich weh tut! Witzig auch: Man sieht immer noch extrem viele Hinweise auf die vergangene Fußball-WM (derartige Türme haben wir schon mehrfach gesehen).

Nach einer kurzen Erholung im Hotel fahren wir nach Pretoria, wo wir uns etwas umsehen wollen, anschließend geht es einkaufen und zu Abend essen. Der Verkehr ist eine einzige Katastrophe. Es gibt hier weniger "Händler" und Bettler als in Johannesburg, aber dafür noch mehr Verkehr. In der Innenstadt brauchen wir für nicht einmal 2 Kilometer tatsächlich über eine Stunde! Hier herrscht das reinste Chaos. Rote Ampeln interessieren kaum jemanden, natürlich werden Kreuzungen blockiert. Die Mini-Taxis (Multivans) fahren wie die Verrückten, wechseln immer wieder unvermittelt die Spur. Ich dachte, Beirut wäre schlimm - das ist aber offensichtlich immer alles relativ! Ich weiss nicht, wie ich das schadlos überstehen konnte - nur gut, dass wir in den nächsten Tagen keine großen Städte mehr passieren.
Das Essen ist wirklich lecker. Die Essenspreise sind eher günstig, aber nicht deutlich günstiger als bei uns. Anders sieht es bei den Getränken aus. Die Weine kosten meist so um die €10 (für die Flasche), sehr leckere frisch gepresste Säfte (mit vielen "Exoten" wie Papaya, Granatapfel, Passionsfrucht usw.) nur €2,50 für ein recht großes Glas - da muss man natürlich gleich zwei drinken! Heute trauten wir uns noch, auch Rohkost (Salat usw.) zu essen. In den Parks sollten wir dann auf derartige Speisen verzichten. Details gibt es auch hier!

Do, 23.09.2010
Fahrt in den Kruger Nationalpark
Heute konnten wir die krassen Gegensätze in Sachen Verkehr perfekt beobachten. Auf der einen Seite der fast schon kriminelle Verkehr in den Metropolen, auf der anderen Seite die total relaxede Fahrt auf den Autobahn-artig ausgebauten Nationalstraßen. Hier geht es zu wie in den USA, der Verkehr rollt recht gleichmäßig und sehr entspannt vor sich hin. Das könnte u.a. an der Maut liegen (wir zahlten heute ca. €2 pro 100 km). Die Durchfahrt durch die größeren Orte zeigt dann wieder die andere Seite der Medallie (auf den Straßen herrscht ein Hauen und Stechen - der Stärkere gewinnt). Auf den Landstraßen läuft es dann meist recht gut (auch hier darf man meist 120 km/h fahren, ein recht hohes Tempo für die teils sehr engen Straßen). Unterwegs erhöhen die Verkehrsschilder die Vorfreude. Zu Beginn sind auf den Wildwechsel-Schildern Gnus (o.ä.) abgebildet, später wird das ersetzt durch Hippos (Flußpferde). Umgefahren hätten wir aber beinahe einen Affen. Im Park selbst stoßen wir schnell auf einige Tiere, u.a. auf zwei Giraffen.
Angekommen in der Lodge, erleben wir dann eine extrem positive Überraschung. Auf dem riesigen Anwesen (mit Elektrozäunen gegen die wilden Tiere geschützt) gibt es nur zwei Hütten, ein Gästehaus, das Haus der Eigentümer und einige Gemeinschaftsgebäude. Mehr als acht Gäste gibt es hier nicht, in der ersten Nacht sind wir ganz alleine! Dementsprechend perfekt ist der Service. Wir unterhalten uns stundenlang mit den Betreibern (ein Niederländer und eine Belgierin), die alles hier in den letzten beiden Jahren aufgebaut haben. Das Essen (ein echtes Candelight-Dinner) ist ganz toll, unsere "Hütte" noch viel mehr.


Fr, 24.09.2010
Kruger Nationalpark
Auf Anraten der Betreiber stehen wir bereits um 4:30 Uhr auf und fahren um 5:15 Uhr los - der Krüger Nationalpark öffnet zu dieser Jahreszeit um 6 Uhr (im Sommer sogar um 4:30 Uhr). Wir sind knapp vor sechs Uhr am Eingang, müssen aber trotzdem eine halbe Stunde warten. Nachdem wir die ganzen "Schleicher" vor uns überholt haben, geht es ganz an das Ende des Parks. Unterwegs sehen wir eine Giraffe, Elefanten usw. - alles nicht so wild. Aber eine Sache dürften noch nicht viele Menschen so erlebt haben: Ganz nah an der Straße liegt ein Büffel-Kadaver. Der wird von einem großen Rudel Hyänen verspeist, auch die Aasgeier liegen auf der Lauer. Erntedankfest auf Afrikanische Art! Siehe auch der Film (Windows Media Format, WMV; 3:20).
Später genießen wir unser luxuriöses Frühstück (uns wurde ein Picknick-Kork gepackt, der einfach unglaublich ist) an einem einsamen Punkt oberhalb des Elefantenflusses, von wo wir auch einige der auf diese Entfernung total gemütlich wirkenden Hippos (Flusspferde) sehen.

Später sehen wir noch einige Affen, Flusspferde, Krokodile, jede Menge Elefanten und anderer Tiere (Kategorie "Löwenfutter"). Eigentlich wollten wir hier ja die "Big Five" (Elefanten, Nashörner, Löwen, Büffel und Leoparden) sehen - ganz hat das nicht geklappt, aber immerhin...
Einige (wenige) Impressionen: Impalas, Tokos (die stehen besonders auf Elefanten-Exkremente), Termitenhaufen. Die meisten Tiere verschwanden so schnell, dass man sie nicht mehr vernünftig fotografieren konnte.
Als wir aus dem Park herausfahren, ist die Einfahrt bereits gesperrt - nur mit Reservierung kann man noch hineinfahren! Offensichtlich ist es hier wirklich wichtig, früh aufzustehen. Die Tiere haben sich nun, in der größten Hitze (immerhin 35°C), eh komplett zurückgezogen...
Wir sind schon um 14:30 Uhr wieder in der Lodge. Wichtig, da um 16 Uhr unsere private Safari beginnt! Drei Stunden mit einem Fahrer und einer Rangerin, die letzte Stunde im Dunkeln. Auch hier sehen wir keine Löwen, aber u.a. Kudus, Gnus, Schweine, einen Elefanten, Flusspferde und anderes Getier. Später am Fluss, es ist bereits dunkel, machen die Hippos richtig "Musik"!

Nicht weit vom Anwesen haben vor wenigen Tagen zwei Elefantenbullen gekämpft - einer davon musste den Kampf mit seinem Leben bezahlen. Der Kadaver liegt weniger als einen Kilometer von unserem Zimmer entfernt, wir wurden bereits bei der Ankunft vor einer möglichen Geruchsbelästigung gewarnt (bei ungünstiger Windrichtung). Am Ende der Tour haben wir heute, ca. einen Kilometer vom Kadaver entfernt, den Geruch voll abbekommen: Sehr heftig, recht süßlich. That's live (bzw. das Gegenteil), man kann nur hoffen, dass der Wind nicht dreht! Besonders spannend an der Tour ist eine Panne, die wir unterwegs erleben. Letztlich stellt sich heraus, dass die Benzinleitung des uralten Land Rovers verstopft ist. Über eine halbe Stunde stehen wir mitten im Park, mit Hilfe einiger Nachbarn schafft es der Fahrer (unser Gastgeber), das Gefährt wieder in Fahrt zu bringen. Nachbarschaftshilfe wird hier wirklich groß geschrieben!
Zurück in der Lodge, geht es zum Barbeque (heute ist hier richtig "High Life", es sind zwei weitere Gäste angekommen).

Sa, 25.09.2010
Kruger Nationalpark
Heute geht es in den Blyde River Canyon - die drittgrößte Schlucht der Erde. Wir starten wieder bereits um 7 Uhr (mit Picknick-Korb), da wir einiges vor haben. Nach ca. zwei Stunden Fahrt zuerst durch die Savanne, dann durch hohe Berge (ein Pass ist ca. 1.800 Meter hoch) haben wir an diversen Stellen eine wunderschöne Aussicht (leider ist es heute extrem diesig). An den Potholes (von Wasserfällen geschaffene Schluchten) zahlen wir richtig Eintritt, was bisher eher selten der Fall war (nur im Krüger NP musste man eine nennenswerte Summe zahlen).
Wir sehen wieder jede Menge Tiere, vor allem Affen und Adler.

Das Highlight des Tages ist aber das angeblich tödlichste Tier überhaupt. Kein Tier tötet mehr Menschen als das so gemütlich wirkende Flusspferd, das immerhin zwei Tonnen auf die Waage bringt (und richtig schnell rennen kann, angeblich über 50 km/h). Ein Farmer hat vor einigen Jahren ein verwaistes Hippo-Baby gefunden und großgezogen, das hat sich inzwischen zur Touristenattraktion gemausert. Jessica ist handzahm und hat immer einen riesigen Hunger (pro Tag verspeist sie 120 kg). Wir dürfen sie füttern, streicheln, ihr (mit den Füßen) den Rücken massieren usw. - Silke gibt ihr sogar einen dicken Kuss...

Siehe auch der Film (Windows Media Format, WMV; 4:08). Jessica ist hier sehr populär, war schon diverse Male im Fernsehen. Sie hat natürlich auch ihre eigene Homepage...

So, 26.09.2010
Fahrt zum Greater St Lucia Wetland Park
Eigentlich wollten wir ja schon um 7 Uhr losfahren, aber die Verabschiedung von den zwei Betreibern (Sonja und Jan), die uns drei Tage perfekt betreut haben, geht doch etwas länger. Wieder nehmen wir ein Essenspaket in Empfang, das für mehr als den ganzen Tag reicht - alle Essenspakete waren überraschenderweise gratis (statt dem Frühstück)! Diese Anlage (Casart Game Lodge) ist wirklich ein absoluter Geheimtipp. Details und mehr Fotos gibt es auch hier!
Der Wetland Park ist der nächste Nationalpark mit den "Big Five", dazu u.a. Krokodil- und Schlangenfarmen. Da man Swasiland umfahren muss, ist die Fahrt recht heftig (700km, laut Google Maps 10 Stunden). Zu Beginn läuft alles total gut, die vermeintlich kritischen Straßen durch die Berge machen richtig Spaß. Da wir wieder sehr früh aufgestanden sind (6 Uhr), haben wir die Straßen für uns alleine. Bereits nach zwei Stunden haben wir über 200 Kilometer geschafft und erreichen die Nationalstraße. Da läuft es aber nicht ganz so gut weiter: Das wird eine meiner schlimmsten Fahrten überhaupt! Zuerst gut 100 Kilometer auf einer Straße, die mehr Schlaglöcher als Asphalt hat: Hier ist Minengebiet, und die Erze usw. (Chrom, Kohle, Kupfer usw.) werden mit schweren Lastwagen transportiert. Dementsprechend schlecht ist der Zustand der Straßen. Später sieht man, was dagegen getan wird: Fast 300 Kilometer mit Baustellen. Hört sich ja gut an - aufgrund der ganz üblen Organisation ist das aber eine echte Katastrophe! Annähernd zehn Mal müssen wir an Baustellen warten, da jeweils bis zehn Kilometer einspurig sind (nur wegen dieser dicken Lastwagen, die bald 50% des Verkehrs ausmachen). Jeweils 5-20 Minuten Wartezeit, danach in der (langsamen) Kolonne durch die Baustelle. Dann hat man wieder 20 Kilometer oder so Zeit, einige der Lastwagen und Schnarcher zu überholen. Blöd nur, dass einige der schlimmsten Tränen sich an der nächsten Ampel einfach vordrängeln (z.B. bei Rot fahren) - so darf ich einige dieser Kamikaze-Fahrer insgesamt drei, vier Mal überholen...
Insgesamt kostet dieser "Spaß" uns fast zwei Stunden. Da man unbedingt vor 19 Uhr am nächsten Ziel ankommen muss (danach bleibt das Gate geschlossen), muss ich danach ziemlich "schweinisch" fahren. Da alle anderen Fahrer auch total aggressiv sind, ist das ein echter Höllenritt. Nur gut, dass ich auch bei 150 km/h noch den ganzen Affen ausweichen kann, die gegen Abend auf der Straße herumrennen!
Die Lodge ist total anders als die vorhergehende. Hier gibt es nicht wie im Kruger NP Wachtposten um das (in Parzellen eingeteilte) Gelände, sondern einen elektronisch gesicherten Zugang mit Code (nach 19:39 Uhr geht aber nichts mehr!). Das Gelände bietet ebenfalls sehr viele Tiere (wir treffen bereits nach wenigen Metern auf u.a. Gnus, Impalas und diverses anderes Getier), es gibt wiederum nur eine begrenzte Zimmerzahl (insgesamt acht). Aber es ist lange nicht so familiär wie im Krüger NP. Die "Hütte" ist in zwei Richtungen komplett verglast. Man hat also immer den direkten Blick in den Busch. Alles ist sehr luxuriös (z.B. haben wir unseren eigenen Jacuzzi im Freien), aber der Nutzwert hält sich in Grenzen (öffnen kann man die vielen Fenster bei Nacht nicht, da es sehr viele Moskitos gibt und ebenerdig sicher auch Schlangen u.ä. hereinkämen). Der Gemeinschaftsraum (Essen und Bar) ist nur überdacht, mit Blick auf die Tränke.

Am Abend sind wir bereits kurz nach 21 Uhr im Bett, schlafen sofort ein und bis 4:30 Uhr durch. Offensichtlich war die Fahrerei wirklich anstrengend!

Mo, 27.09.2010
Greater St Lucia Wetland Park
Dies ist unser erster Tag mit etwas schlechterem Wetter - um 6 Uhr regnet es sogar etwas, den ganzen Tag über weht ein recht kräftiger Wind.
Heute wollen wir endlich einmal Großkatzen erleben - also besuchen wir sie da, wo man sie auch anfassen kann! Der Gepard (schnellstes Tier überhaupt, bis 120km/h - von 0 auf 100 in knapp 3,5 Sekunden) ist schon echt beeindruckend, besonders, wenn er einen mit seiner rauhen Zunge ableckt... ;-)
Aber auch die anderen Wildkatzen (die meisten durften wir ebenfalls im Sinn des Wortes "hautnah" erleben) sind sehr interessant. Die Afrikanische Wildkatze sieht unserem Stubentiger zum Verwechseln ähnlich, der Serval und der Caracal sind schon deutlich größer. Einer der Caracals hat letzte Woche einen Fischadler (von denen es hier jede Menge gibt) "erlegt": Der Adler wollte ihm das Futter klauen, da sprang der Carakal ca. 2,5 Meter in die Luft und hatte ein umso besseres Futter...
Siehe auch der Film (Windows Media Format, WMV; 2:14).
Eigentlich war auch der Besuch in einer Krokodil- und Schlangenfarm geplant. Leider kam der Vorführer nicht, so dass wir unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten (immerhin haben wir uns die Tiere angesehen). Dafür ist uns für morgen eine umso bessere Show versprochen worden! Vielleicht wird das ja ein "Inside View"? ;-)

Am Abend reißt der Himmel auf, es gibt einen wunderschönen Sternenhimmel. Im Wassertümpel vor der Lodge quaken die Frösche um die Wette, überall im Busch hüpfen die Kerle herum. Wir nutzen das verbesserte Wetter und gönnen uns den Luxus eines Bads unter freiem Himmel - im privaten Hot Tub. Unglaublich entspannend, bis - bei weiterhin Sternenhimmel - ein weiterer kräftiger Regenschauer herunterkommt!

Di, 28.09.2010
Greater St Lucia Wetland Park
Geplant sind eine Kanu-Tour (mit u.a. Krokodilen und Hippos), die Krokodilfarm und ein "Bush-Walk".
Die Krokodilfarm war ja als "Entschädigung" für die ausgefallene Führung gestern gedacht. Aber auch heute ist der Führer nicht erschienen, so fällt die Show (mit Fütterung usw.) aus. Immerhin zeigt uns der Angestellte der Lodge, der alles organisiert hatte, die Tiere. Einige der Schlangen sind wirklich hübsch, gerade jetzt am Morgen (wo sie sich noch nicht zurückgezogen haben). Wir bekommen unser Geld zurück und obendrauf eine DVD mit einem Video der Vorführung.
Zurück im Hotel, haben wir etwas Zeit bis zum nächsten Programmpunkt. Wir haben Glück, in dieser Zeit kommen die vier Zebras zur Wasserstelle direkt vor dem (offenen) Gemeinschaftsraum. So können wir die Tiere beobachten, füttern und auch streicheln.

Vor der Kanu-Tour gehen wir noch in einen Golfclub essen. Hier kommt man sich wirklich fast vor wie zu Zeiten der Apartheid. Die Gäste sind weiß, die Angestellten schwarz. Das Essen schmeckt aber echt vernünftig und der Service ist auch gut - durchaus keine Selbstverständlichkeit in dieser Region. Der Preis ist dafür dann echt günstig, zu zweit gerade mal knapp €20... (Details gibt es auch hier)
Danach geht es zu einer Kanu-Tour auf einem großen Sußwassersee im Mkuze Game Reserve (Muzi Pan). Mit einem erfahrenen Führer sollen wir ca. zwei Stunden in einem Kanu herumfahren (natürlich dabei selbst rudern). Schon vor dem einsteigen wird es unangenehm: Das Auto habe ich unter einem großen Baum geparkt (wg. Schatten). Ich bedachte nicht die vielen Stacheln der Akazie. Die sind so lang (ich habe einige von über zehn Zentimetern gesehen), stark und spitz, dass sie problemlos auch eine Schuhsohle durchspießen - so ging es mir! Der Dorn kam locker durch meine nicht wirklich dünne Schuhsohle, ein Teil der Spitze steckt noch im Fuß.
Die Fahrt selbst war zuerst recht beschaulich. Ein starker Rückenwind machte es sehr einfach, ruck-zuck war deutlich über ein Kilometer zurückgelegt. Dann ging es zurück, und der starke Wind von schräg vorne machte die Sache deutlich interessanter. Ständig wurden wir in Richtung Ufer abgetrieben, teilweise fuhren wir vor lauter Wind fast rückwärts. Während der Fahrt sahen wir diverse Vögel (u.a. einige Fischadler) und Einheimische, die sich an diesem See mit Trinkwasser versorgen. Mit dem Auto ans Ufer fahren, das Wasser in große Behälter füllen - fertig. Nicht einmal abgekocht wird das Wasser hier! Wenn man weiss, was hier alles im Wasser ist (u.a. Lamblien), kommt einem das große Grausen.
Unser Guide (Themba - ein Einheimischer, der früher Straßenmusiker in Johannesburg war und später hier einiges aufgebaut hat) erzählte jede Menge interessanter Geschichten. Zurück am Ausgangspunkt, war die Frage, ob wir die Fahrt zu den Flußpferden noch schaffen. Auf Anraten unseres Führers ließen wir uns einzeln in Richtung der Hippos schippern - da die gerade sehr nervös waren, wäre ein schlecht kontrolliertes Boot nicht gut gewesen. So kamen wir noch recht nah an die Hippos heran! Direkt daneben gab es auch diverse Flamingos, später saßen einige Vögel auf den Köpfen der Hippos (die picken das Ungeziefer aus dem "Fell").

Am Abend unterhielten wir uns lange mit dem Gastgeber, einem Südafrikanischen und einem Australischen Paar. Das war recht lustig. Besonders interessant fand ich, wie unterschiedlich der Humor in vielen Ländern ist!
Nach dem Abendessen gab es noch etwas Aufregung: Als eine Familie zu ihrer Hütte lief, hörten wir alle ein sehr markantes Geräusch, gar nicht weit entfernt: Ein Leopard! Einer der Angestellten lief gleich los, er konnte aber nichts finden. Auch unsere Suche später auf dem Weg zurück zu unserer Hütte blieb erfolglos, nur die üblichen Frösche waren zu sehen. Schade eigentlich.. ;-)

Mi, 29.09.2010
Fahrt nach Durban
Auch diese Unterkunft hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Die Zimmer waren auch hier absolut luxuriös, der Service absolut vorbildlich. Hier ging es etwas "hemdsärmliger" als im Krüger NP zu, aber ebenfalls sehr zuvorkommend und warmherzig. Weil wir "fleischfrei" bestellten, bekamen wir sogar noch Rabatt - pro Abendessen (je drei Gänge) zahlten wir nur €8! Auch diese Lodge ist ein absoluter Geheimtipp. Dass es zum Frühstück nur Nescafe gibt, stört nicht weiter (das scheint hier in der Gegend durchaus normal zu sein). Auch das Mückenproblem war weit weniger groß wie gedacht. Hier gibt es einige wirklich interessante Tiere (diverse Mamba-Arten, u.a. die besonders interessanten Varianten Grüne und Schwarze Mamba sowie Leoparden) - gesehen haben wir aber keine davon. Details und mehr Fotos gibt es hier und auch hier!
Nach einer recht langen Verabschiedung von den wirklich herzlichen Gastgebern geht es entlang der Pazifik-Küste in Richtung Durban. Unterwegs schauen wir kurz in St Lucia vorbei, wo man wohl öfters Krokodile und Flusspferde sehen kann - zur richtigen Tageszeit sogar auf der Straße. Der Ort ist touristisch sehr gut erschlossen, es gibt jede Menge Ferienhäuser (und natürlich auch Campingplätze, Hotels, B&B usw.). Der Pazifik-Strand ist recht beeindruckend, erinert mich an Los Angeles. Die Pinien- und Mangrovenwälder dahinter sind aber etwas ganz anderes, ich finde es hier fast schöner!
Auf dem Fluss, in dem es Krokodile und Flusspferde gibt, wird alle zwei Stunden eine Schifffahrt angeboten. Die beste Zeit, um die Tiere zu sehen, ist laut Auskunft der Einheimischen 14 Uhr - für uns zu spät. Also heben wir uns das für den nächsten Besuch auf! Wir fahren weiter nach Richards Bay, einem wichtigen Industriehafen - hierher fahren sehr viele der Lastwagen, die uns in den letzten Tagen so genervt haben. Es gibt auch hier echte Luxushütten, nur wenige Kilometer davon entfernt Townships mit der hier üblichen Armut. Wir kehren in einem kleinen Schnellrestaurant ein. Die Burger kennen wir schon (auf der Fahrt in den Krüger NP gab es die Kette "Steers" bei einer Tankstelle) - hier ist auch eine Art Nordsee angeschlossen (Fish Always). Wir haben Fish&Chips und das Menü (Fish&Chips, Shrimps, Calamari, Curryreis und Coleslaw). Beides schmeckt für den verlangten Preis (ca. €4 und €7) wirklich ganz ausgezeichnet, absolut empfehlenswert für den Snack zwischendurch!
Auf der Fahrt nach Durban (von den Einheimischen auch "Little Bombay" genannt) ändert sich sehr viel. Zu Beginn noch jede Menge Townships, zwischendurch wieder einmal eine große Polizeirazzia (schon das dritte Mal). Die Polizisten sind aber wie immer sehr freundlich, man scheint es mit der Verbesserung der Sicherheit wirklich ernst zu nehmen. Die Landschaft wird wieder hügeliger, die Häuser größer, die Townships weniger - und man sieht immer mehr Indischstämmige Menschen. Der Verkehr nimmt extrem zu, aber inzwischen habe ich mir die hier übliche Fahrweise angewöhnt - ich kann mich recht gut "durchmogeln", nütze alle sich ergebenden Lücken aus. So läuft es dann doch recht gut. Kurz vor dem Hotel direkt am Strand fahren wir am Stadion vorbei, in dem Deutschland einige Male gespielt hat - das sieht schon recht beeindruckend aus. Unser Hotel ist ein gepflegtes Hochhaus direkt an der Strandpromenade. Unser Zimmer im zehnten Stock (von elf) bietet eine sehr schöne Aussicht. Zum Glück ist hier nicht ausgebucht, denn meine Reservierung (über Expedia) war nicht vorhanden!
Am Abend spatzieren wir noch etwas an der sehr schönen Strandpromenade entlang, hier wird wirklich viel investiert. Alles ist in sehr gutem Zustand oder wird gerade renoviert. Auffallend ist, dass extrem viele Touristen nicht-Weiße sind. Hier klappt die Mischung sehr gut, anscheinend kommen alle Bevölkerungsgruppen problemlos miteinander aus. Im Fischrestaurant, das wir besuchen, sind wir zwei von insgesamt weniger als zehn Weißen, viele Schwarze und sehr viele Indisch-stämmige Menschen machen eine echt interessante Mischung - insbesondere, da gerade die Indisch-stämmigen teilweise in originaler Bekleidung, teilweise als Moslems erkennbar kommen (eine Frau trug heute sogar die Extrem-Variante, ein Augenschlitz von maximal einem Zentimeter in der komplett schwarzen Kleidung war nicht zu vermeiden - interessanterweise waren auch sehr viele Männer in typischer Tracht zu sehen).
Das Restaurant selbst, das offensichtlich zu einer Kette gehört (Ocean Basket), ist irgendwo zwischen Nordsee, Gosch und Red Lobster anzusiedeln. Wir hatten eine Platte "King and Kids", bestehend aus 12 King Prawns, 12 Prince Prawns und 12 Princess Prawns. Die Princess Prawns entsprechen etwa unseren Riesenkrevetten, die King Prawns sind ca. drei- bis viermal so groß. Die Platte, serviert mit Pommes, kostete weniger als €30 - bei uns würde allein der Einkauf soviel kosten. Vor der Hauptspeise gab es noch zwei wirklich gute Griechische Salate, die je nur ca. €3 kosteten. Dass ein Liter Sprudel nur ca. €2 und ein frisch gepresster Orangensaft nicht einmal €1,50 kosten, passt ins Bild - hier kann man wirklich sehr günstig und durchaus auch gut essen!

Do, 30.09.2010
Durban
Die größte Stadt der Region (und eine der größten Städte Südafrikas) ist in Deutschland recht gut bekannt, da die Deutsche Nationalelf hier einige ihrer WM-Spiele ausgerichtet hat. Folgerichtig laufen wir am Morgen zuerst einmal zum Stadion, das man schon von weitem sehr gut sieht (und das durchaus attraktiv ist). Der Weg dorthin (nur gut einen Kilometer Luftlinie von unserem Hotel) führt am Casino vorbei (das schon etwas an Las Vegas erinnert). Unterwegs passieren wir einige wirklich arme Menschen. Die Kleidung am Körper ist offensichtlich alles, was sie noch besitzen. Sie ernähren sich buchstäblich von der Hand in den Mund - von dem, was man in den Mülltonnen z.B. an der Strandpromenade findet. Geschlafen wird auf der Straße (das haben wir gesehen), im Gebüsch oder in Abrissgebäuden. Das ist schon eine Sache, die sehr nachdenklich macht.
Das Stadion ist schon recht beeindruckend. Man hat echt etwas investiert, um direkt neben das bestehende (ebenfalls recht große und attraktive) Rugby-Stadion eine wirkliche Touristenattraktion hinzustellen. Wie wir im Fernsehen mehrfach sehen konnten, verlieren sich bei Fußballspielen hierzulande (die sehr beliebt sind und auch live im Fernsehen zu sehen sind) nur einige hundert oder maximal wenige Tausend Zuschauer in den riesigen Stadien. Dementsprechend gibt es hier andere Einnahmequellen: Auf den Bogen über dem Stadion fährt eine Bahn, die stündlich geschätzt ca. 200 Personen befördern kann. Das kostet 50 Rand pro Person, etwas mehr als 5 Euro (dafür hat man dort die perfekte Aussicht). Pro Tag kann man hier also geschätzt immerhin €10.000 einnehmen, also einige Millionen pro Jahr. Für 80 Rand gibt es eine exklusive Stadionführung (da kann man wohl auf den Bogen hochlaufen), auch diese Führungen sind gerade bei Gruppen (wie Schulklassen) sehr beliebt. Die spannendste Attraktion ist der "Bungee-Sprung" in das Stadion, den man für 600 Rand (€65) buchen kann. Insgesamt schätze ich die Einnahmen aus diesen Aktivitäten auf annähernd 10 Millionen Euro pro Jahr. So könnte die Rechnung tatsächlich aufgehen! Große Teile des Stadionbereichs werden auch schon wieder umgebaut, dort entstehen u.a. attraktive Geschäfte.
Danach liefen wir zwei Kilometer zu einer Flußmündung, die auf der Landkarte recht attraktiv aussieht. Auch hier trafen wir auf einige extrem arme Menschen. Am Zwischenziel angekommen, fanden wir nicht die erwartete Touristen-Attraktion, sondern ein Ausflugsziel für Einheimische. Viele Angler, ein Kanu-Club. Da das Baden hier verboten ist (zu hohe Wellen und keine Hai-Netze), war es das schon.

Die großen Picknick-Flächen werden ganz überwiegend von Indischstämmigen Personen aufgesucht. Als wir ein Restaurant (eher Schnellimbiss) "House of Curries" sehen, ist die Wahl schnell getroffen: Da wollen wir hin! Als Tagesgericht gibt es ein Fisch-Curry - auch hier braucht man nicht lange zu überlegen. Für zwei Essen, zwei Wasser und eine Cola bezahlen wir nur gut €10 - inzwischen für uns keine große Überraschung mehr. Dass wir die einzigen Weißen im Restaurant waren, hätte uns etwas zu denken geben sollen - jeder andere Kunde dieses Imbisses war Indisch-stämmig. Dass es keine Lassi (oder andere Milch- und Joghurtprodukte) gab, war uns da noch egal. Das Essen wurde frisch zubereitet und sah wirklich nicht schlecht aus. Allerdings hatten wir ein Problem: Wir dachten ja immer, dass wir scharfes Essen gewohnt wären. Heute lernten wir, dass immer alles relativ ist! Näher an Indien waren wir definitiv noch nie (auch nicht in London oder den USA)! Das Essen war so scharf, dass wir echte Probleme bekamen. Erst nach einer langen Eingewöhnungszeit konnten wir das Essen beenden (wir bekamen noch einen großen Krug mit Eiswasser, den wir sehr gut gebrauchen konnten). Nach dem Essen brannte der gesamte Mund noch länger nach, auch im Magen machte sich eine "wohlige Wärme" breit (die stundenlang anhielt). Einen riesigen Vorteil hat die Sache: Vor einigen Tagen hatte ich den Verdacht, dass ich mir wieder Lamblien (einen ganz fiesen Parasiten) eingefangen hätte. Das Thema ist jetzt durch, die Viecher haben definitiv keine Überlebenschance! ;-)
Angeblich (laut hier aufgewachsener Südafrikaner) ist Durban ein "Little Bombay" - das können wir inzwischen sehr gut nachvollziehen...

Nach dem Essen wollten wir mit einem Taxi zum anderen Ende der Stadt fahren und von dort zum Hotel zurücklaufen. Blöd nur, dass es hier keine Taxis gibt! Nach einer halben Stunde wollten wir aufgeben (und zum Hotel zurücklaufen), genau da hatten wir doch noch Glück (der Fahrer war auf dem Heimweg, da er den ganzen Tag keine Fahrgäste gefunden hatte). Zehn Kilometer Fahrt quer durch die Stadt kosteten ca. €12, für Deutsche Verhältnisse schwer nachvollziehbar. Wenn wir vorher einen Festpreis ausgehandelt hätten, wäre es wohl noch günstiger geworden!
Am Fahrziel gibt es das uShaka Marine World, eine Art Seaworld. Beim nächsten Besuch müssen wir das unbedingt besuchen. Von da liefen wir parallel zur Strandpromenade (die in einem Top-Zustand ist) durch Straßen, die der "gemeine Tourist" eher nicht zu sehen bekommt. Wir waren auch in einem großen Einkaufszentrum, sahen alles ganz "hautnah". Immer mit beiden Augen auf der Suche nach Taschendieben o.ä, denn für schwache Nerven war das wirklich nichts. Nach zwei Kilometern Thrill wurden wir von einem Polizeifahrzeug angehalten (das zuerst nicht als solches zu erkennen war - ein spannender Moment). Wir wurden gefragt, wohin wir wollen und wo wir herkommen. Dann wurde uns sehr deutlich (aber auch freundlich) klar gemacht, dass man als Tourist hier besser nicht läuft - wir sollten ein Taxi nehmen. Das wollte ich nicht. Meinen Vorschlag, dass wir auf der Strandpromenade weiterlaufen, akzeptierte man dann nach einigem Zögern. Dort waren wir ja schon gestern Nacht gelaufen, es gibt extrem viele Polizeistreifen und private Sicherheitsleute (von den Hotels und Restaurants).
Zurück am Hotel, setzen wir uns ins Auto und machen noch eine Rundtour rund um den Hafen und durch "Downtown". Da die Rundtour genau in die Rush Hour fällt, wird das durchaus spannend. Bisher hatte ich durchaus großen Respekt vor den ganzen Minitaxi-Fahrern - die halten sich an keine Verkehrsregel (oder Ampel), fahren extrem rücksichtslos und erzwingen sich grundsätzlich die Vorfahrt. Nachdem ich nun eine Woche ihr Verhalten studieren konnte, war heute der "große Tag der Vergeltung" angesagt: Wie fuhren noch durch Durban (inklusive der Problemviertel, die man als Fußgänger meiden soll), wo fast jedes zweite Auto ein Minitaxi ist. Heute gab es keine Gnade: Ich beharrte grundsätzlich auf meinem Recht und gab keinen Zentimeter Straße preis. Ich holte sogar zum Gegenschlag aus und nutzte jede (nicht vorhandene) Lücke - man glaubt gar nicht, wie wenig Platz man für einen schnellen Spurwechsel braucht! Die letzten "Duelle" gingen alle an mich, das Gehupe der Minitaxi-Fahrer war Bestätigung für mich und Musik in meinen Ohren! ;-)
Auf der anderen Seite der Meerbucht, die den großen Hafen bildet, gibt es einen hohen Felsen, dessen vorderes Ende leider vom Militär okkupiert ist. Dahinter gibt es ein ehemals wirklich edles Wohngebiet. Da direkt darunter eine Raffinerie ist, ist das aber eher auf dem absteigenden Ast. Als wir in das Gebiet einfahren, schlägt uns ein echt übler Geruch entgegen - eine Mischung aus Farbe und Knoblauch (also offensichtlich mit viel Schwefelwasserstoff). Auch der Umluft-Schalter des Fahrzeugs bringt nichts, der Gestank durchdringt und überdeckt alles. Wie man hier wohnen kann, können wir nicht verstehen - da fühlt man sich in Mannheim doch gleich viel wohler (schlimmer geht's immer)! ;-)
Zurück im Hotel, wollen wir nicht mehr für ein Abendessen außer Haus gehen. So besuchen wir das sehr gute Restaurant, in dem wir auch unser Frühstück bekommen. Leider wird die Küche gerade umgebaut, so dass wir nur ein sehr eingeschränktes Angebot vorfinden. Das ist aber gut und preiswert. Zusammen mit dem Frühstück (wo wir den bisher mit besten Kaffee hier in Südafrika bekommen haben) kann man das wirklich jedem empfehlen - wie auch das Hotel, das ein absolutes Schnäppchen war: Direkt an der Strandpromenade gelegen, sehr große Zimmer mit guter Ausstattung (Klimaanlage, Top HD-Fernseher, Küchenzeile usw.) - zu einem Preis von nicht einmal €55 pro Nacht und Zimmer (incl. Frühstück)!

Fr, 01.10.2010
Fahrt an die Wild Coast
Von Durban geht es erst auf der Autobahn-ähnlich ausgebauten Straße nach Port Shepstone. Dort verlässt die Nationalstraße die Küste und wird zur "normalen" Bundesstraße. Kurz danach kommt man zum Oribi Gorge, einer sehr schönen Schlucht - so eine Art Grand Canyon in klein. Hier gibt es auch ein spannendes Hotel, das wir beim nächsten Besuch einplanen sollten - leider lässt man sich die schöne Lage sehr gut bezahlen.
Wir fahren in die Transkei ein, einganz eigenes Gebiet. Die Straße hat nun einen komplett anderen Charakter. Ganz gut ausgebaut, führt sie durch überraschend dicht besiedeltes Gebiet. Teilweise fahren jede Menge Lastwagen mit Zuckerrohr herum, was man auch auf den Straßen deutlich sieht. Zwar gibt es kaum Ortschaften, aber überall sind Hütten und Menschen (gerne auch auf der Straße). Die Tiere laufen hier frei herum, Zäune gibt es nicht (laut Aussagen Einheimischer sind die alle geklaut). Öfter mal läuft ein Rind, eine Ziege, ein Esel, Pferd oder Maultier oder auch ein Hund frei auf der Straße herum. Einmal erwische ich beinahe einen Hund. Bei 140 km/h ist so ein Vieh ein echtes Hindernis. Starkes bremsen ist auf der kurvigen Straße schwer, die Schlaglöcher helfen auch nicht. Auch eine Vollbremsung (die das Auto wirklich an seine Grenzen bringt) bringt keine Rettung. Zuerst starrt uns der Hund nur an, dann läuft er vor uns her. Im letzten Moment macht er einen Haken zur Seite. Es fehlen letztlich wirklich nur ein oder zwei Meter! Glück gehabt...
Andere Tiere hatten weniger Glück, die zahlreichen Kadaver am Straßenrand oder auch auf der Fahrbahn sprechen eine klare Sprache. Auch Menschen sind hier wirklich nicht sicher. Wir sehen einen Unfall, der ganz sicher tödlich endete - ein PKW (uralter Golf oder so) ist voll in einen Lastwagen gekracht (der die Vorfahrt missachtet hat und wie hier üblich keinen Unterfahrschutz hat). Der PKW ist komplett eingedrückt, Überlebenswahrscheinlichkeit für die Insassen 0%!
Es gibt hier wie schon gesagt viele Menschen, aber kaum größere Ansiedlungen. Die wenigen Städte sind Afrika (Chaos) pur - hier läuft der Verkehr wirklich so chaotisch wie in Beirut. Die Zentren sind alle ein einziger Basar, tausende Menschen quetschen sich auf den Straßen zwischen hunderten Autos und Lastwagen durch. Die Hotels sind wirklich vertrauenerweckend, echter Null-Sterne-Standard. Die Autos sind entweder in erbärmlichem Zustand (ein Minitaxi war z.B. komplett bis zur Oberkante vollgeladen, die Rücktür wurde von innen mit einem Seil zugehalten; bei einem Lastwagen ging in einer Kurve die Tür auf) oder völlig überladen. Gut, dass ich bei meinem "Kleinkrieg" mit den Minitaxi-Fahrern die hier nötige Fahrweise trainieren konnte...

Nach einigen Stunden echtem Thrill erreichen wir die Straße, die zum Hotel führt. Zuerst geht es ca. 30 Kilometer auf immer kleineren Straßen durch immer abgelegenere Orte. Danach kommt eine Dirt Road Strecke, die 35 Kilometer hinunter zu Meer (und Hotel) führt. Wenn man es wirklich ausreizt, kann man es in einer Stunde von der Nationalstraße zum Hotel schaffen. Der "gemeine Tourist" dürfte eher zwei Stunden benötigen!
Das Hotel ist genial gelegen - direkt am Meer und an einer Flussmündung.

Fernsehen gibt es nur in einem Gemeinschaftsraum, man ist wirklich am A... nein, Ende der Welt! Die Zimmer sind recht komfortabel eingerichtet, allerdings ist es hier wegen der Meeresgischt recht feucht und klamm. Das Personal ist extrem freundlich, hat aber nur absolut rudimentäre Englischkenntnisse. Ich hatte ja schon im Vorfeld angekündigt, dass ich kein Fleisch esse. Das den Angestellten im Restaurant klarzumachen, war fast unmöglich (wie auch die Weinbestellung). Da es hier Vollpension gibt, könnte das noch lustig werden!
Die meisten Rundtouren lassen dieses Gebiet aus - obwohl es laut Landkarte viel Natur bietet! Dass auch Wanderungen, Quad-Touren u.ä. angeboten werden, wollen wir in den nächsten beiden Tagen ausnutzen. Das Hotel (das ich erst nach langer Sucherei gefunden habe) scheint ein echter Geheimtipp zu sein. Es ist das einzige überhaupt in der Region mit Homepage. Die (wenigen) anderen, die ich gefunden habe, haben oft nicht einmal eine Telefonnummer - hier ist ein echtes Backpacker-Paradies! Die mühsame Anfahrt macht klar, warum es hier Vollpension gibt.

Sa, 02.10.2010
Wild Coast
Heute war eine Kanu-Tour im kleinen Fjord direkt neben dem Hotel angesagt. Das Kanu kostet für den ganzen Tag Sage und Schreibe 20 Rand - das sind nur gut €2! Wir fahren den gesamten Fjord ab (inklusive Seitenarm), ich suchte jede noch so kleine Durchfahrt (ja, durch diesen "Mini-Kanal" sind wir tatsächlich gefahren!). Auf dem Hinweg war das noch recht angenehm (Rückenwind und aufsteigendes Wasser), auf dem Rückweg war das dann doch eine echte Arbeit (bei strahlendem Sonnenschein). Insgesamt fuhren wir neun Kilometer, waren fast vier Stunden unterwegs!
Unterwegs sahen wir jede Menge Vögel, u.a. diese Kormoran-artigen Viecher, Fischadler und so eine Art Gänse. Überall am Ufer waren sangesfreudige Vögel, die wie Papageien klangen und auch gerne eine "Unterhaltung" mitmachten (Gepfeife). Noch spannender waren die Fische. Die Zitteraale und Iguanas (eine Echsen-Art, die im Wasser schwimmt und bald einen Meter lang werden kann) sahen wir leider nicht. Dafür jede Menge "fliegender Fische", einer (der größte von allen - mindestens wie eine große Forelle) sprang über unser Boot und hätte beinahe Silke erwischt. Die Viecher sprangen drei Meter und mehr, das sah wirklich spektakulär aus. Ein kleines Exemplar (nur gut zehn Zentimeter) sprang sogar in unser Boot - Glück für ihn, dass da immer etwas Wasser war. Ihn einzufangen und wieder ins Wasser zu setzen, war gar nicht so einfach.

Gegen 14 Uhr waren wir zurück. Da es Mittagessen bis 14 Uhr gibt, lief ich voraus und war Punkt 14 Uhr im "Speisesaal". Das war aber überhaupt kein Problem, wir konnten problemlos noch unsere Mahlzeit zu uns nehmen (ich bekam sogar die vorbereitete "Extrawurst", Fisch).
Nach dem Essen waren wir dann doch zu faul, auch noch die geplante Wanderung zu machen. Da es heute keine Quad-Tour gab, ruhten wir uns auf dem Zimmer aus . Das Wetter war eh umgeschlagen, später gab es wieder ein Gewitter mit starkem Regen. Man merkt, dass jetzt die Regenzeit naht! Zum Essen gab es ein Seafood-Buffet, genau das Richtige für mich!

So, 03.10.2010
Wild Coast
Heute war ja eigentlich eine Quad-Tour geplant. Anderthalb Stunden für €16, das ist konkurrenzlos günstig. Leider fiel das buchstäblich ins Wasser - heute ist der erste echte Regentag! Alle hier freuen sich, denn es herrscht echte Wasserknappheit (selbst das Waschen soll man schon einschränken). Wir vertreiben uns die Zeit zuerst mit etwas "Foto-Safari" (es gibt wirklich nette Vögel hier, u.a. recht große Kolibris - auf dem Bild sieht man auch recht gut, dass wir hier in einer subtropischen Klimazone sind). Danach komme ich endlich einmal dazu, auch einige der Videos fertigzumachen (in der Hoffnung, dass ich die morgen hochladen kann).
Am Nachmittag hellt es etwas auf - genug, um uns "hinauszulocken". Wir kombinieren zwei empfohlene Kurzwanderungen, das ergibt eine 7-8-Kilometer-Miniwanderung über Heide und am Strand. Zu Beginn ist das ganz toll. Die Heidelandschaft erinnert jetzt (bei angenehmen Temperaturen von gut 20°C und recht starkem Wind) an Schottland oder Wales. Am Strand finden wir in den Buchten einen wunderbar weichen Sand, ansonsten mächtige Felsformationen vulkanischen Ursprungs. Man findet unglaublich viele und vor Allem extrem große Muscheln - kein Vergleich mit der Nord- oder Ostsee. Witzig die vielen "Mini-Fjorde". Die Bäche sind meist trocken - es ist kurz vor der Regenzeit und sicherlich wird alles Wasser für landwirtschaftliche Zwecke abgezweigt. Kurz vor dem Meer hat man dann immer eine Sandbank, die das bei Flut übergelaufene Wasser in kleinen Seen aufstaut. Viele der Fjorde reichen weit ins Land hinein (gestern sind wir ja gut vier Kilometer auf so einem Fjord gepaddelt).
Auf dem Rückweg fängt es dann wieder ganz fies an zu regnen. Keine starke Dusche, sondern eher ein Nieselregen - der überall durchdringt (auch Spezialstoffe und Imprägnierung bringen da nur bedingt etwas). Da es nach wie vor nicht kalt ist, ist das aber nicht ganz so schlimm. Zurück im Hotel, behalten wir die nassen Klamotten einfach an - nur so kann man sie trocknen, das geht am Körper nur eine Stunde oder so (die Klamotten, die wir gestern Mittag aufhängten, sind jetzt noch genauso feucht wie zu Beginn).
Zum Abendessen trinken wir den bisher Besten Wein, den wir auf unserer Reise probierten - einen 2006er Hardenberg Shiraz aus Stellenbosch. Den werden wir - falls wir eine Bezugsquelle finden - hin und wieder auch in Deutschland trinken! Vielleicht können wir das Weingut ja auch besuchen, wenn wir in zwei oder drei Tagen Stellenbosch besuchen...

Mo, 04.10.2010
Fahrt über East London nach Port Elizabeth
Das Hotel an der Wild Coast lässt sich nicht so leicht bewerten wie all die vorhergehenden. Hier gibt es deutlich mehr Gäste, trotzdem ist das Personal besonders herzlich. Die älteren Angestellten sind besonders fürsorglich, im Sinn des Wortes "mütterlich". Da man die passende Uniform trägt, wirkt das sehr heimelig-familiär. Die Hütten sind recht komfortabel, natürlich nicht mit den Luxus-Unterkünften bisher zu vergleichen. Da es hier immer feucht ist (die Luft ist immer etwas "nieselig", da die hohen Wellen sie mit Salzwasser "anreichern"), wird alles etwas feucht - und bleibt es auch. Entsprechend hat man in den Räumen oft einen etwas muffigen Geruch, teilweise vom Schimmel.
Da man so weit ab vom Schuß liegt, ist das Essens- und Freizeitangebot sehr gut. Quad- oder Mountainbiketouren, Kanufahrten, Wanderungen, Angeln, Tennis, Tischtennis, ... - hier kann man sich schon einige Tage unterhalten. Für einen Eintages-Zwischenstopp ist das Hotel hingegen wegen der mühseligen Anfahrt weniger zu empfehlen und wer eine Schimmel-Allergie hat, sollte sich einen Aufenthalt auch gut überlegen. Der Meerblick (inklusive schöner Dauer-Brandung) ist zwar toll, verschärft aber das Feuchte-Problem noch. Trocknen kann man Kleidung wirklich nur am Körper! Details gibt es auch hier und hier.
Die heutige Tagesstrecke ist nur mittellang, die Straßen sollen in gutem Zustand sein. Deshalb starten wir erst recht spät (gegen 9 Uhr). Da es zu Beginn recht stark regnet, ist die unasphaltierte Straße eher leichter befahrbar (es staubt nicht so). Dafür ist es an einigen Stellen etwas "schmierig" - was mich gar nicht stört. Die teilweise etwas unkonventionellen Gefährte sind ob des geringen Verkehrs kein Hindernis. Zurück auf der Nationalstraße, sieht das Auto recht zünftig aus - schon kurze Zeit später hat der Regen die meisten Spuren weggewaschen. Nur in den Ritzen (Türen usw.) kann man sehen, was das Auto schon alles mitgemacht hat.

Auf der Nationalstraße läuft es eigentlich recht gut - wären da nicht abwechselnd stürmischer Wind, starker Regen und dichter Nebel. Den ganzen Viechern, die auch hier auf der Straße herumlaufen, kann ich ganz gut ausweichen - die teils wirklich verrückten Autofahrer sind da schon ein größeres Problem. Einige müssen ihren Schwachsinn auch mit dem Leben zahlen. Wieder sehen wir einen ganz üblen Unfall. Ein Frontalzusammenstoß zwischen (bis zur Oberkante vollgeladenem) Minibus und älterem PKW (Golf 1 oder so). Der Minibus liegt (ziemlich "gefaltet") auf der Seite, da haben offensichtlich einige Insassen überlebt. Die Reste des Golf wurden von der Polizei mit Decken verhängt, die die Leichen nur notdürftig verbergen - da kommt jede Hilfe zu spät, die Rettungswagen konzentrieren sich auf die Personen mit einer Überlebenschance. Interessanterweise fahren die Verkehrsteilnehmer die nächsten Kilometer viel vernünftiger...
Die schlechten "Fahrkünste" haben ihren Grund: Viele kaufen sich ihren Führerschein. Auch deshalb, weil man oft über ein Jahr warten muss, seinen legalen Führerschein zu erhalten!
Bei East London verlassen wir die Transkei. Das macht sich sofort bemerkbar - deutlich weniger Tiere und Menschen auf der Fahrbahn, mehr "Zivilisation" und auch bessere Straßen. Das Auto zeigt jetzt immer schlechtere Fahreigenschaften. Ein Passant macht mich darauf aufmerksam, dass unter dem Fahrzeug etwas nicht stimmt. Tatsächlich sind einige Halterungen eines Schutzblechs zwischen Auspuff und Tank gebrochen. Das Blech hängt auf dem Auspuff. Was tun? Zuerst gehen wir wie geplant in Port Alfred in ein Restaurant, das im Reiseführer empfohlen ist. Leider gibt es das nicht mehr, aber der Nachfolger ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Seafood satt, mit herrlichem Blick auf den Fjord - schade, dass wir noch Auto fahren müssen (das ist auch eine Cocktail- Bar)! (Details gibt es auch hier)

Nach dem Essen geht es ganz gemütlich weiter zum heutigen Ziel (wo auch der nächste Standort des Autovermieters ist). Ich muss auch Benzin sparen, denn der Tank ist fast leer und vor einem Tausch muss ja vollgetankt sein. Silke wird schon wieder nervös (die Reichweitenanzeige zeigt weniger Kilometer an als die Reststrecke), aber ich kann ja auch ganz energiesparend fahren...
Der Autovermieter hat leider keine großen Fahrzeuge verfügbar. So müssen wir Morgen früh eine Reparatur vornehmen lassen - und dann die längste Tagesstrecke fahren. Das wird interessant! Nach dem Check-In im Hotel gehen wir in das örtliche Casino, wo es ein empfehlenswertes Restaurant geben soll. Das "34 South" ist Teil einer kleinen Edel-Kette (vergleichbar mit Gosch) und auf Seafood spezialisiert. Ich bestelle Hummer, Silke die Hausempfehlung. Leider gibt es keine großen Hummer (>500g) mehr, so muss ich zwei kleine (zu je ca. 250g) nehmen. Die kommen ohne Scheren, eine ziemliche Enttäuschung! Das mit Abstand teuerste Essen unserer Reise bisher war nicht besser als das Mittagessen vorher, das nicht einmal ein Drittel kostete...
Port Elizabeth ist eine recht große Hafenstadt mit viel Industrie (u.a. VW), offensichtlich ist recht viel Geld vorhanden. Richtig schön ist es hier nicht, aber es wird einiges getan, um den Aufenthalt angenehm zu machen. Dass hier in der Region offensichtlich viele Deutschstämmige leben (Ortsnamen wie Hamburg und die Namen an den Geschäften zeigen das), könnte erklären, warum hier alles etwas besser organisiert erscheint.

Di, 05.10.2010
Fahrt nach Kapstadt
Die längste Tagesstrecke - ca. 750 Kilometer. Am Morgen müssen wir das Auto tauschen, kommen erst gegen neun Uhr los. Das scheint aber früh genug zu sein, die ersten 250 Kilometer haben wir fast für uns. Wir fahren auf der Landstraße parallel zur Nationalstraße. Die ist meist schnurgerade und total leer, 150 km/h sind gar kein Problem. Erst als wir uns Knysna nähern, nimmt der Verkehr deutlich zu. Da wir viel Zeit gut gemacht haben, können wir unterwegs einen Zwischenstopp einlegen. Beim Storm River gibt es einen riesigen Baum, über 800 Jahre alt.

Nun geht es weiter auf einer autobahnähnlich ausgebauten Straße, da kann man weiter Zeit gut machen. Erst bei George ändert sich das wieder - nun finden wir eine "normale" Nationalstraße mit vielen Baustelllen (einspurige Verkehrsführung, teils mehr als 10 Minuten Wartezeit) vor.
Nach überqueren einer Bergkette, die auch den Beginn der Weinbauregion markiert, kommen wir in den Großraum Kapstadt. Der Verkehr nimmt jetzt massiv zu, es gibt jede Menge Radarfallen, die Fahrweise wird aggressiver und auf den Straßen findet man auch wieder die "fliegenden Händler" vor. 50 Kilometer vor dem Ziel geht es los mit endlosen Townships, die noch viel übler aussehen als alle bisher gesehenen - zwischen den Hütten (oft aus Wellblech) gibt es kaum mehr Platz, jeder Quadratmeter wird genutzt! Das Navi weist uns einen Weg mitten durch diese Townships durch. Silke ist recht nervös, filmt und knipst vor lauter Aufregung mehr das Wageninnere denn die Hütten. Ich schalte in den "Kriegs-Modus" und erwehre mich der Minibusse und anderen Chaoten-Fahrern. Hier herrscht eindeutig noch das Recht des Stärkeren, da darf man nicht klein beigeben! Kein Problem für mich... ;-)
Die Einfahrt nach Kapstadt zieht sich hin (gegen 18 Uhr ist "Rush Hour"), deutlich über eine Stunde durch wenig attraktive Vororte. Hier ist so viel Verkehr wie in Johannesburg oder Pretoria, nur sind die Straßen enger und es gibt große Busse (die Fahrspur-Markierungen nicht wirklich beachten). Die meiste Videos von Silke sind zensiert, da meine Kommentare nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind... ;-)
Als wir schließlich die Innenstadt erreichen, ändert sich das Bild schlagartig. Prächtige Gebäude, sogar eine Fußgängerzone. Unser Hotel liegt sehr zentral, am Anfang der Fußgängerzone. Es ist ein richtig edles Business-Hotel. Innen wird es noch besser. Ich hatte einen geringen Aufpreis für ein "Deluxe-Zimmer" in Kauf genommen - wir erhalten ein Zimmer, das unsere Erwartungen weit übertrifft. Neben dem ganz normalen Schlafzimmer gibt es ein sehr schönes Bad (mit Dusche und Badewanne) sowie eine Wohnküche von ca. 40 Quadratmetern. Die voll ausgestattete Küche (Bosch-Geräte) verfügt sogar über Waschmaschine und Wäschetrockner. Das ist aber noch nicht alles: Es gibt noch ein Extra-Zimmer, offensichtlich für einen Butler o.ä. und ein zweites Bad! Insgesamt hat das Appartement fast 100m²! Die Fenster liegen zur Fußgängerzone hin, die nachts sehr ruhig ist. Das alles für gut €60 pro Nacht (Zimmerpreis), Frühstück inbegriffen - so was nennt man ein echtes Schnäppchen! Siehe auch hier.
Wir gehen die ca. 300 Meter zu einem der angesagtesten Restaurants Kapstadts: Mama Africa. Wenn man die Bodyguards passiert hat, betritt man ein toll eingerichtetes Lokal, das optisch wirklich viel zu bieten hat. Für weitere Unterhaltung sorgt eine richtig gute Band, die fast durchgehend Stimmung macht. Die Speisekarte ist schon recht authentisch. Ich esse Fisch ("Catch of the Day"), Silke nutzt die Gelegenheit und gibt sich die "volle Dröhnung" - fünf verschiedene Fleischsorten. Von links sind das eine Wurst mit diversen Fleischsorten, Antilope (Impala), Springbock, Strauß und Krokodil. Das kostete dann auch ca. das fünffache eines normalen Essens, gut €20 sind für uns aber immer noch eher günstig. Das Krokodilfleisch ist übrigens nach ihrer Aussage eine Mischung aus Hühnchen und Fisch. Zum Essen hatten wir wieder einen exzellenten lokalen Wein (ein Cabernet Sauvignon von Graham Knox, "Dido" genannt).

Details gibt es hier und auch hier.

Mi, 06.10.2010
Kapstadt
Beim Frühstück erleben wir eine weitere sehr positive Überraschung. Das Restaurant liegt im siebten Stock, daneben liegt der Pool. Die Einrichtung ist edel, elegant und modern. Die Ledersessel sind richtig bequem. Hier oben lässt es sich auch wunderbar draußen sitzen. Das Essen ist wirklich sehr gut. Besonders angetan haben es uns die frischen Maracuja (hier Granadillos genannt)...
Eigentlich wollten wir ja schon um acht Uhr auf den Tafelberg fahren. Da das Frühstück deutlich länger geht als geplant, kommen wir doch deutlich später los. Insofern ist es klar, dass am Tafelberg schon einiges los ist. Trotzdem haben wir noch Glück gehabt, man kann z.B. anhand der Markierungen sehen, wie lange man normalerweise hier warten muss (oft einige Stunden)!
Schon an der Talstation (in ca. 350 Meter Höhe) hat man einen sehr guten Ausblick. Man erkennt sehr gut, wie viel Smog es hier hat. Die Fahrt hinauf ist recht spannend. 750 Höhenmeter in weniger als drei Minuten, da geht echt die Post ab! Oben (auf gut 1000 Metern Höhe) ist die Aussicht noch besser.
Wir sehen uns einige Zeit die Umgebung an, dann machen wir uns auf den Weg hinunter. 750 Höhenmeter auf deutlich unter zehn Kilometern, da kann man schon ahnen, wie die Strecke aussieht. Es ist aber noch viel "besser" - wir haben noch nie einen fieseren Abstieg erlebt! Die Stufen sind wirklich gemein hoch und es gibt so gut wie keine flachen Passagen. Schon nach weniger als einem Viertel merken wir die Knie, dann geht es in die Sonne. Da es inzwischen auf den Mittag zugeht, ist es hier (am 31. Breitengrad - fast vergleichbar mit z.B. Teneriffa und Kairo) schon deftig. Aber wir haben überlebt! Einige uns entgegenkommende Personen haben dieses "Glück" vielleicht nicht. Viele denken, mit einem halben oder einem Liter Wasser den Aufstieg schaffen zu können. Schon nach einem Drittel der Strecke gehen die Getränke zur Neige - hier sterben wirklich jedes Jahr diverse Touristen!
Unterwegs gab es noch einiges interessantes Getier zu sehen und hören, u.a. das da (Rätselaufgabe: Was und wo ist das Tier?)!

Anschließend fahren wir an das Kap der Guten Hoffnung - zwar nicht den südlichsten Punkt Afrikas, aber den vielleicht bekanntesten Ort hier. Hier kommen wir in Sachen Tierwelt voll auf unsere Kosten, sehen alle hier zu erwartenden Tiere - u.a. Straußen (in Farmen und in Freiheit), Affen, Pinguine (die hier übrigens im Unterholz schlafen) und Wale - ich habe sieben verschiedene Tiere gesehen, wahrscheinlich waren es noch mehr. Das gesamte Meer ist voll mit seltsamen Pflanzen, die im Wasser schwimmen. Wenn sie anlanden, werden sie von uns bekannten Hausgenossen verspeist!


Do, 07.10.2010
Kapstadt
Rundfahrt, u.a. Pazifikküste (Hermanus usw.) und Weingebiet (Stellenbosch usw.)
Am Morgen haben wir einen fürchterlichen Muskelkater in den Oberschenkeln (und nicht nur da) - das gab es schon viele Jahre nicht mehr. Wer ernsthaft das Wandern am Tafelberg in Erwägung zieht, sollte den Weg nach oben vorziehen (und sehr früh starten)! Nach dem wieder sehr ausführlichen Frühstück setzen wir uns ins Auto und starten zu einer "kleinen" Rundfahrt (immerhin über 300 Kilometer). Da das Wetter heute wieder deutlich weniger gut ist, stört uns die Fahrerei überhaupt nicht (von den Beinen mal ganz abgesehen).
Zuerst geht es im Berufsverkehr aus der Stadt hinaus, im üblichen Verkehrschaos. Wieder durchqueren wir den riesigen Slum, inzwischen haben wir uns fast an diesen Anblick gewöhnt. Die ersten 50 Kilometer ist nach wie vor Großraum Kapstadt, das ist nicht sonderlich spannend. Es wird nur wieder überdeutlich, wie viele Personen hier in mehr oder weniger heruntergekommenen Townships hausen. Nach Somerset (ja, der Name ist nicht falsch geschrieben - in dieser Region gibt es wieder sehr viele Deutschstämmige) wird es deutlich besser. Die Straße ist in perfektem Zustand und fast leer. An der Steilküste entlang geht es in Richtung Hermanus. Bei schönerem Wetter sollte man hier deutlich mehr Zeit verbringen. Alle paar Meter gibt es Parkbuchten, von denen aus man Wale beobachten kann. Aber zu der Zeit sieht man keine und wir hatten das Glück ja bereits Gestern.
In Hermanus angekommen, laufen wir an den alten Hafen - und sehen tatsächlich schon wieder einen Wal! Der ist deutlich weniger aktiv als die gestern gesehenen. Als er wieder verschwindet, zeigt er allerdings herrlich seine Schwanzflosse - Silke hat das noch recht gut erwischt.
Danach gehen wir ein vom Reiseführer empfohlenes Restaurant, das Fisherman's Cottage. Sehr klein, aber wirklich höchst empfehlenswert. Wir essen gemeinsam eine Bouillabaise, die uns auf zwei Tellern serviert wird - selbst die halben Portionen sind reichlich für eine Vorspeise. Als Hauptspeise haben wir eines der Tagesangebote, die Seafood-Platte für zwei Personen. Ein großes Stück Angelfisch, reichlich Calamari (sehr interessant zubereitet) mit Curry-Reis und sechs riesige und perfekt zubereitete Queen-Shrimps. Danach einen sehr guten Espresso, dieses Essen war eines der Besten bisher in Südafrika! Siehe auch hier.

Nach dem Essen geht es weiter in Richtung Stellenbosch (den bekannten Weinort). Wir kommen unterwegs an einen großen Stausee (Theewaterskloof). Das Wetter ist inzwischen deutlich schlechter, ein heftiger Sturm pustet bald das Auto von der Straße. Auf dem See gibt es richtige Wellen (über einen Meter), als wir über den gut fünf Meter höheren Damm fahren, bekommen wir zweimal voll die Gischt solcher Wellen ab. Später halten wir an und filmen und fotografieren das Wetterschauspiel (Sonne, dunkle Wolken und teilweise sogar Mini-Tornados wechseln sich ab). Das ist sogar recht gefährlich, man hat wirklich manchmal Mühe, auf den Beinen zu bleiben!

Danach geht es über einen Pass nach Franschhoek. Die Passstraße ist wunderbar - ebenfalls ganz neu ausgebaut, leer und sehr kurvig! Der Ort ist extrem "Französisch" - nicht nur wegen der Namen (hier haben sich offensichtlich viele Hugenotten niedergelassen). Weinbau wird in großem Stil betrieben, vieles erinnert an das Napa Valley. Da das Wetter immer noch nicht gut ist, steigen wir nicht aus und fahren nach Stellenbosch weiter. Dort (in einer Stadt fast so groß wie Freiburg - 200.000 Einwohner) gibt es eine große Universität - und viel Weinbau. Da es nach wie vor regnet, fahren wir auch hier nur durch. Auffallend ist, dass hier (wie auf fast der gesamten Rundfahrt) kaum richtig arme Menschen zu sehen sind. Es gibt praktisch keine Townships, die ganz wenigen sind meist viel gepflegter als die in Kapstadt (mehr Platz, bessere Hütten usw.).

Fr, 08.10.2010
Kapstadt, Rückflug
Der Muskelkater hält auch heute noch an, die Tafelberg-Wanderung war wirklich "nachhaltig". Nach unserem letzten - wieder einmal sehr ausgiebigen - Frühstück können wir noch etwas in Kapstadt herumlaufen (Innenstadt besichtigen und kurz in die Waterfront hineinschnuppern). Sobald man die "aufgepeppten" Straßen verlässt, sieht man in Ansätzen das andere Gesicht Südafrikas: Schmuddelecken, Bausünden usw.. Witzig fanden wir eine Straße, die für ein Hochhaus abgerissen wurde - aber nur so weit wie nötig!
Danach geht es zum Flughafen. Zuerst ein Inlandsflug nach Johannesburg, überraschenderweise mit einer neuen Langstreckenmaschine (A340-600). So viel Beinfreiheit auf Kurzstreckenflügen hatte ich außerhalb der Businessklasse bisher nur einmal, vor drei Wochen auf dem Flug zurück von Kopenhagen (in einem nagelneuen A320).

Ab Johannesburg flogen wir im neuen Airbus A380 (noch einmal ein kleines Highlight). Der wirkt aus der Nähe weit weniger spektakulär als erwartet. Länge und Spannweite sind sehr ähnlich wie beim Jumbo, nur die Höhe ist anders. Nicht mit einem "Höcker" wie die 747, sondern durchgehend doppelstöckig wirkt das Flugzeug etwas gedrungen, aber eher unauffällig. Das einzige wirklich auffällige ist die Flügelform, die wirklich außergewöhnlich ist. Innen wirkt alles sehr großzügig. Selbst ich kann überall laufen, ohne den Kopf einzuziehen und mit kleinen Tricks wurde dem Fluggast suggeriert, dass er mehr Platz hätte. Die Sitzabstände waren aber identisch mit denen in anderen nagelneuen Airbus-Maschinen von Lufthansa (was immer noch um Klassen besser ist als im Jumbo vom Hinflug) und die Sitze sind wie im Jumbo im 3-4-3-System aufgebaut. Das Unterhaltungssystem (für jeden Fluggast individuell) ist um Klassen besser wie früher, aber auch das gibt es inzwischen in allen neuen Langstreckenmaschinen. Da wir die beiden äußeren Sitze in einer Dreierreihe gebucht hatten und wie erwartet der mittlere Sitz frei blieb, war der Flug für uns ganz entspannt (schlafen konnte ich aber auch dieses Mal nicht).
Dass der Flug wegen einer technischen Panne fast anderthalb Stunden zu spät startete (zwei der vier Hydraulikpumpen sprangen nicht an - eines Triebwerke musste geöffnet und "resetted" werden), zeigt, dass auch derartige Wunderwerke der Technik nicht unfehlbar sind. Ansonsten war der Flug sehr ruhig, man hört die Triebwerke kaum und auch Turbulenzen werden offensichtlich besser "geschluckt". Nur das ein- und ausfahren des Fahrwerks ist überraschend laut (vielleicht, weil man sonst kaum etwas hört) und klingt erst einmal etwas beunruhigend.

Fazit nach zweieinhalb Wochen Südafrika:

Dies ist ein Land der Gegensätze. Schwarz und Weiß, Arm und Reich, Organisation und Chaos, ...
Naturliebhaber, die keine besondere Angst vor Abenteuer, Chaos, giftigen und gefährlichen Tieren usw. haben, können hier sehr viel sehen - ohne Jetlag. Man hat etwas weniger spektakuläre Landschaft als in den USA, dafür aber viel mehr Tierwelt. Die Menschen sind komplett unterschiedlich, in aller Regel aber sehr freundlich und hilfsbereit.
Man hört ja oft, dass man Südafrika total gut mit den USA vergleichen könne: Das halte ich für etwas übertrieben. Landschaftlich erinnert tatsächlich einiges etwas an die USA (und teilweise Schottland), auch der Verkehr auf den "Autobahnen" und gut ausgebauten Landstraßen ist vergleichbar (außerhalb der Ballungszentren meist relaxed). Sobald es aber eng wird (enge Straßen, große Städte, Baustellen), ist "kriminell" eine viel passendere Beschreibung! Ganz übel ist die Fahrt zwischen Krüger NP oder Johannesburg und Sta Lucia NP oder Durban über die N2 - Horror pur! Beim nächsten Besuch werden wir wohl über Swasiland fahren (das sollte man schon bei der Fahrzeug-Anmietung bedenken, da man für eine Grenzüberquerung entsprechende Papiere braucht - die kosten eine kleine Zusatzgebühr).

Stichwort Fahrzeug: Die Straßen sind durchschnittlich weit besser als gedacht, auch die "Offroad-Strecken" sind weit weniger kritisch als erwartet. Eigentlich reicht ein ganz normales Fahrzeug (zumindest bei normalen Wetterbedingungen). Ein "2*4"-Fahrzeug (das minimal bessere Bodenfreiheit bietet) ist ein guter Kompromiss. Unbedingt an das Gepäck denken - der Kofferraum der Fahrzeuge ist oft erschreckend klein und die größeren Fahrzeuge haben oft ein offenes Gepäckfach (keine gute Idee wegen der Diebe)! Viel Schnick-Schnack bieten die Fahrzeuge grundsätzlich nicht. Eine Klimaanlage und ein Radio ist Standard, das war es (nicht einmal Nebelscheinwerfer hat das Durchschnitts-Kfz)! Auch Automatik-Getriebe scheinen hier nicht üblich zu sein und in Sachen Motorstärke sollte man auch keine Wunderdinge erwarten (wichtig beim überholen).

Stichwort fahren: Der Linksverkehr stört mich nicht, könnte allerdings für manche Personen zum Problem werden. Als Fußgänger und an Kreuzungen muss man gerade die ersten Tage extrem vorsichtig sein (wohin sehe ich zuerst?). Die Lastwagenfahrer sind in aller Regel recht rücksichtsvoll, wie auch die Mehrheit der normalen Autofahrer. Auf den Überlandstraßen gibt es meist einen breiten Standstreifen, der freiwillig genutzt wird - so ist das überholen in aller Regel ganz einfach möglich. Als "Dankeschön" lässt man zweimal das Warnblinklicht blinken, manchmal wird als "Antwort" kurz aufgeblendet. Kooperation wird hier groß geschrieben!
Eine Gruppe von Fahrern ist aber das genaue Gegenteil: Die (in überreichlicher Anzahl vorhandenen) Minitaxi-Fahrer! Wenn man so einen in der Nähe sieht (so gut wie jeder Minibus), ist höchste Vorsicht angesagt. Die halten sich definitiv an keine Verkehrsregel, nehmen keine Rücksicht und erzwingen grundsätzlich die Vorfahrt! Wenn man ihr Verhalten einige Tage studiert hat, kann man aber durchaus dagegenhalten... ;-)
Man sollte aber immer die Realität im Auge behalten: Die anderen Verkehrsteilnehmer sind durchaus oft eine Gefahr für die Allgemeinheit. Blinken ist optional, abrupte Spurwechsel üblich. Fußgänger nutzen die Fahrbahn nach Belieben, die Autofahrer nehmen darauf nicht wirklich Rücksicht. Allgemein muss man mit sehr vielen unsicheren FahrerInnen rechnen (den Führerschein kauft man hier auch schon mal ganz gerne, da man auf den echten in manchen Regionen oft über ein Jahr warten muss). Auch viele Touristen, die die Gepflogenheiten hier noch nicht kennen, stellen sich als echtes Hindernis dar.
Ich wurde oft gewarnt, unbedingt die Verkehrsregeln (insbesondere Geschwindigkeitsbeschränkungen) einzuhalten. Das tat ich nur die ersten Tage. Danach hatte ich meine Fahrweise den Einheimischen (auch Minibussen) angepasst. Wer bremst, verliert und Verkehrsregeln (inklusive Ampeln) werden oft als Vorschläge angesehen. Man sollte allerdings immer extrem darauf achten, was die Einheimischen machen - in manchen Regionen (z.B. Kapstadt, Durban, Port Elizabeth) gibt es extrem viele Blitzer: Angeblich eine wichtige Geldeinnahmequelle. Der Tipp eines Einheimischen: Die Beschränkungen auf 80km/h werden angeblich besonders oft kontrolliert (ich habe aber mehr Blitzer und mobile Kontrollen in den 120 km/h-Bereichen gesehen).

In vielen Reiseführern steht der Hinweis, dass man an den Tankstellen nur mit Bargeld bezahlen kann. Das stimmt so nicht mehr - an fast allen Tankstellen kann man mit Kreditkarten bezahlen, nur einmal (mitten in der Pampa) musste ich bar bezahlen! Allgemein kann man fast überall mit Karte bezahlen, allzu viel Bargeld braucht man nicht (hier werden auch sehr kleine Beträge oft mit Karte bezahlt). Da das Geld abheben vom Automaten allgemein als riskant bezeichnet wird (wir trafen eine Touristin, deren Karte nicht mehr aus dem Automaten herauskam), ist das durchaus ein Vorteil. Zudem profitiert man vom deutlich besseren Wechselkurs. Da der Umtausch vor Ort große Vorteile bringt (bald 10% Kursvorteil), sollte man gleich am Flughafen Geld umtauschen - auch wenn man da natürlich ein besonders ungutes Gefühl hat. Aber hier laufen viele Polizisten herum und mit offenen Augen muss man an derartigen öffentlichen Plätzen eh herumlaufen.

Der Einkauf im Supermarkt ist preislich nicht viel anders als bei uns (Elektronik ist oft sogar teurer). In Hotels und Restaurants kann man aber sehr viel Geld sparen (wohl, weil das Personal sehr günstig ist). Was man als Tourist auf keinen Fall vergessen sollte: Wie in den USA leben die Angestellten der Restaurants in der Regel vom Trinkgeld. 10% des (eigentlich immer extrem günstigen) Gesamtpreises sind üblich, idealerweise gibt man das Trinkgeld in Bar (auch wenn man mit Karte bezahlt). Nur in "Touristenfallen" (die wir so weit wie möglich meiden) wird - aus gutem Grund - das Trinkgeld bereits in den Preis einkalkuliert.
Das Internet ist noch lange nicht in jedem Hotel verfügbar. Obwohl wir überwiegend sehr gute und oft auch Business-Hotels hatten, gab es nur einmal freies Internet - in drei weiteren Hotels konnte man das Internet per Bezahlung nutzen. In anderen Hotels durften wir den Anschluss der Eigentümer nutzen (mit oder ohne Bezahlung). Die Anbindung war aber in aller Regel nicht wirklich gut, nur im Kapstadt hatten wir eine sehr gute Bandbreite. Oft war das aufrufen Europäischer Seiten zu vielen Tageszeiten nicht möglich (es ist ja bekannt, dass es zwischen Europa/USA und Afrika nicht wirklich gute Internet-Verbindungen gibt). Viele der Bilder, die ich hochgeladen hatte, kamen nur teilweise an (ich musste fast 50% nochmals hochladen).

Zu den einzelnen Regionen:

Der Kruger NP bietet viel Abwechslung und eine recht gute Infrastruktur in einer Umgebung, wie man sie erwartet - Wüste, Armut, einige (recht hohe) Berge und viel Flachland. Die Hauptstraßen sind sehr gut ausgebaut, die ungeteerten Straßen weit weniger kritisch als gedacht. Viel Buschland ist jetzt (kurz vor der Regenzeit) sehr trocken und ermöglicht gute Einblicke - in einigen Wochen (kurz nach Beginn der Regenzeit) wird man vor lauter Grün nicht mehr viel sehen können. Hier kann es richtig heiß werden. Die Tierwelt ist äußerst vielseitig (u.a. natürlich die "Big Five"). Besonders viele Tiere findet man in der Nähe der (teils sehr attraktiven) Flußläufe. Man kann schon "auf eigene Faust" sehr viel sehen, Safaris erlauben vertiefte Einblicke.

Der St Lucia Wetland Park ist dem Krüger NP erst einmal ziemlich ähnlich. Doch gibt es hier, im Flachland in der Nähe des Meeres, viel mehr Wasser. Auch hier gibt es die "Big Five" (und viel mehr). Da das Gebiet stärker besiedelt ist, findet man wilde Tiere eher in umzäunten Geländen (meist Privatbesitz), man sieht sich die Tiere bevorzugt in spezialisierten Anlagen (Krokodilfarmen u.ä.) an - dort kann man die Tiere oft auch "hautnah" erleben (sprich: anfassen). Da der Busch eher dichter ist, entdeckt man in freier Wildbahn eher weniger Tiere. Auf eigene Faust sieht man deshalb eher weniger als im Krüger NP. Es gibt ein sehr großes Angebot von Aktivitäten.

Die Region um Durban ist touristisch sehr gut erschlossen. Es wird einiges für die Touristen geboten, hier wird sicher bald auch der typische Massentourismus zunehmen. Das Klima ist sehr angenehm. Insgesamt fühlten wir uns an Teneriffa Süd (Los Christianos und Las Américas) erinnert. Wir fanden das wirklich nett, mehr als ein Kurzurlaub muss es aber nicht sein...

Die Wild Coast (Transkei) ist weniger von Touristen überlaufen wie alle andern uns bekannten Gebiete (die meisten Rundreisen lassen es aus, zwischen Durban und Port Elizabeth oder Kapstadt wird geflogen). Insofern erlebt man hier eher "Afrika pur" - mit allen Vor- und Nachteilen. Das Auto fahren in dieser Gegend ist recht anstrengend und teilweise sogar gefährlich (wir sahen an zwei Fahrtagen gleich zwei richtig üble Unfälle mit diversen Toten). Das Wetter ist subtropisch, erinnert an Teneriffa. Allerdings liegt in der Luft immer etwas Gischt, so dass alles leicht klamm wird (und bleibt). Meerblick ist zwar schön, hat aber auch Nachteile. Jetzt wissen wir, warum der Aufpreis dafür absolut vernachlässigbar ist! Es gibt viele Freizeitaktivitäten. Da alle Hotels weit weg von der Hauptstraße sind (oft zwei Stunden Fahrtzeit), ist man "auf Gedeih und Verderb" auf sein Hotel angewiesen.

Die Südküste (das Gebiet zwischen East London und Port Elizabeth, Sunny Coast) macht einen recht angenehmen Eindruck. Eine nicht ganz so intensive Landwirtschaft, abwechslungsreiche Landschaft, sehr viele wunderschöne Fjorde, Sanddünen und gut ausgebaute Straßen versprechen einen abwechslungsreichen Urlaub. Auch die Anfahrt scheint angenehm, East London und Port Elizabeth verfügen über größere Flughäfen. Das Klima scheint recht gemäßigt zu sein. Insbesondere Port Alfred scheint sich zur Touristenhochburg zu mausern, wird teilweise schon als das "neue Knysna" bezeichnet.
Auffallend an Port Elizabeth: Hier scheint es extrem viele Arbeitsplätze zu geben. Extreme Armut sieht man hier gar nicht. In einem Umkreis von über 30 Kilometern sahen wir keine Townships - alles Vorstädte des Mittelstands oder der Oberklasse! Die Stadt wurde uns als "reine Industriestadt" angekündigt. Wir waren eher positiv überrascht, unsere Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht!

Das Western Cape, das Gebiet zwischen (grob) Port Elizabeth und Kapstadt, ist sicher allen bekannt - die Garden Route ist weit populärer als andere Gebiete in Südafrika. Wir sind nun da durchgefahren und können das nur teilweise nachvollziehen. Der "Garten" ist nur in und um Knysna zu sehen, ansonsten ist das Farmland. Kurz vor Kapstadt gibt es viel Wein- und Obstanbau mit einer interessanten Landschaft, aber das hat man anderswo auch. Uns hat die Sunny Coast genauso gut gefallen!
Besonders positiv aufgefallen ist uns hier das Gebiet rund um Knysna (mit dem Storm River) und rund um Hermanus (schon fast im Großraum Kapstadt). Der Rest ist nicht besonders aufregend, wenn man schon in den USA oder Schottland unterwegs war.

Der erste Eindruck von Kapstadt war eher abschreckend. Endlose Fahrt durch Townships, echtes Verkehrschaos (mindestens so viel Verkehr wie in Johannesburg und Pretoria, aber engere Straßen und große Busse). Erst die sehr schöne Innenstadt zeigte die andere Seite der Stadt. Unser Hotel war Spitze, wir haben sehr gute Restaurants erlebt. Im Umland gibt es sehr schöne Ecken (Kap der Guten Hoffnung, Hermanus, Stellenbosch usw.) - leider muss man sich immer wieder durch diesen Moloch von Townships und einen üblen Verkehr durchkämpfen.

Zusammenfassung der Filme:

  1. "Erntedankfest" auf Afrikanisch - Hyänen und Schakale bei der Arbeit 2:20, 9 MByte
  2. Hippos (Flusspferde) in freier Wildbahn und "hautnah" 4:08, 15 MByte
  3. Schmusekätzchen 2:14, 8,5 MByte

 Hier will ich bei Gelegenheit noch etwas "nacharbeiten"!


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